Kunst am Bau – Entwurf Außenraum Fachhochschule Brandenburg (1997)

Das Kunstobjekt ist ein amorphes Gebilde, das in seiner äußeren Form an einen Stein erinnern soll, in seinem Inneren einen Prozess veranschaulicht, dessen Bewegung einen faszinieren, aufwühlen oder beruhigen mag, deren Beweggrund sich aber nicht zu erkennen gibt. Es ist eine Form, die ganz bewusst einen Gegensatz zur umgebenden Architektur darstellt, deren Kern aber konstruiert erscheint. Eine Form, die angelehnt erscheint an die archaische Form eines Steines, die aber dennoch künstlicher nicht sein könnte, die transparent und gleichzeitig uneinsehbar ist, die „ruht“, in ihrem Inneren dagegen „rast“, die ganz offenbar Gewicht hat, aber gleichsam unstofflich daherkommt.

Das Objekt verkörpert lauter Gegensätze, ganz wie die Natur des Menschen. Auch die Lage des Steines auf dem Gelände, leicht erhöht ein paar Meter südöstlich entfernt vom Hauptweg liegend, bekommt eine gewisse Zufälligkeit, als sei er beim eiszeitlichen Rückzug der Gesteinsmassen hier liegen geblieben, als sei nicht er später als die Gebäude, sondern die Gebäude später als er dorthin gebaut worden. Die Umgebung prallt an ihm ab, weil sein Gedanke so alt wie die Welt ist.

Die bleifarbene und zugleich transparente Außenhaut aus Plexiglas nimmt Bezug auf das in der Alchemie immer wieder genannte Blei, das das „Chaos der Seele“ darstellt wie auch den erst einmal dumpfen, unverständlichen Charakter des Menschen, bevor er beginnt zu „suchen“.

Die Beleuchtung im Innern des Steines als auch die silbrige Transparenz der Schläuche veranschaulichen sowohl den „Spiegel des Seelengrundes“, wie es in der Alchemie heißt, als auch die charakteristische Eigenschaft des Geistes, der zugleich zu strahlen als auch zu reflektieren imstande ist.

„Die Welt der Natur besteht aus mannigfachen Formen, die in einem einzigen Spiegel widerscheinen; nein doch: sie ist eine einzige Form, die sich in vielen Spiegeln spiegelt.“
(Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabī )

Der augenscheinlich kontemplative Charakter des Objektes liegt also gerade in seiner konkreten Form, in der Anzeige zwischen der Ähnlichkeit mit einem auf dem Rasen liegendem „Gehirn“ und dem seelischen und dem mineralischen Bereich – ein Sinnbild also, kein Denkmodell, kein Denkmal !

Bildliche Darstellung zur Erläuterung ˈStein der Weisenˈ
Tagesansicht ˈStein der Weisenˈ
Nachtansicht ˈStein der Weisenˈ

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